Emotionales Essen


Emotionales Essen als Zeichen von Stress...

übermäßiges Essen, ständiges "Snacken", zu schnelles Essen, Essen nur mit Ablenkung und das Verzehren von Mahlzeiten unterwegs. Dies sind einige der weit verbreiteten Essmuster, die auf «emotionales Essen» hindeuten und für viel Frust sorgen.
Sie alle sind Hinweise, dass sich das Nervensystem im Kampf-oder Fluchtmodus befindet und hängen oft mit Stress und innerer Anspannung zusammen.

Was tut das Nervensystem im Kampf-Flucht-Modus?

Der sogenannte Kampf/Flucht-Modus ist ein uraltes Muster unseres Nervensystems, das blitzschnell und ohne unser Zutun auf reale oder gefühlte Bedrohungen und Unsicherheiten reagiert. Um unser Überleben zu sichern aktiviert der Sympathikus-Nerv eine komplexe Kaskade physiologischer Prozesse. Es wird Adrenalin und später Cortisol ausgeschüttet, unsere Muskulatur spannt sich an, der Blutdruck steigt, und unsere Sinne sind auf Alarmbereitschaft eingestellt. Wir müssen alles dafür tun, den Kampf oder die Flucht im Angesicht eines Angreifers erfolgreich zu überleben. Da die Körperwahrnehmung in solchen Situationen reduziert wird, spüren wir weniger von unseren inneren Empfindungen.

In dieser Art von Stresszustand ist Schnelligkeit und äußere Aufmerksamkeit gefragt, um potenzielle Bedrohungen zu erkennen und angemessen auf sie zu reagieren. Unsere Sinne sind auf die Umwelt gerichtet, und unser inneres Selbst rückt in den Hintergrund. 

Wie wirkt sich das auf das Essverhalten aus?

Ständig Essen/unterwegs essen:
Befinden wir uns in einem Kampf-Flucht-Modus, will unser inneres Steuerungssystem natürlich auch sicherstellen, dass wir genügend Energie dafür zur Verfügung haben. Ein möglicher Grund, weshalb wir in diesem Zustand ständig den Drang haben, nach verfügbarem Essen zu greifen. Und es fällt dann auch schwer, das soeben gekaufte Brötchen nicht auf der Stelle zu vertilgen, anstatt zu warten, bis man entspannt zuhause am Esstisch sitzt.
Schlingen und Co:
Ist unser Nervensystem auf Schnelligkeit und Aussenfokus eingestellt ist ist es nicht nur schwer, die Ruhe zu bewahren, sondern es ist auch schwierig, sich Zeit für eine bewusste und entspannte Mahlzeit zu nehmen. Dein «überdrehtes» Nervensystem hat den Lead übernommen. Es gibt Tempo und Takt vor. Langsamkeit, geniessen und bedächtig sein sind Eigenschaften, die in einer Bedrohungssituation unser Überleben eher gefährden würden. Aus diesem Grund versucht ein Nervensystem im Kampf-Flucht-Modus alles, um uns "anzutreiben".
Essen unter Ablenkung:
In einer Bedrohungssituation müssen wir unseren Fokus nach aussen richten, wir müssen stets auf der Hut sein, sodass wir wissen was läuft. Kein guter Zeitpunkt also für Innenschau. Essen vor dem Fernseher, Handy, Laptop etc. kommt aus Sicht eines gestressten Nervensystems diesem Zustand am nächsten. Deshalb fällt es Menschen unter permanentem Stress richtig schwer, sich ganz auf das Essen und sich selbst zu konzentrieren.  Denn das Nervensystem empfindet solches Verhalten als «nicht adäquat» im Angesicht der "Bedrohung".

Der Teufelskreis

Leider ist es auch so, dass gerade oben genannte Essmuster, die ich auch «emotionales Essen» nenne, wiederum die Rückmeldungen geben, dass man sich in einer Stress-Situation befindet. Daraus entsteht ein richtiger Teufelskreis und es ist deshalb auch so schwierig, emotionale Essmuster abzulegen. Oft gelingt dies nur mit kompetenter Hilfe und Begleitung.

Ursachen für Stress

Aber wie geraten wir überhaupt in diesen Kampf/Flucht-Modus, wenn wir in unserern Breitengraden ja gar nicht vor Raubtieren oder Ähnlichem fliehen müssen? Tatsächlich sind es die alltäglichen Stressoren, die uns in diesen Zustand versetzen können. Probleme am Arbeitsplatz, Beziehungsschwierigkeiten, finanzielle Sorgen oder familiäre Herausforderungen - all diese Belastungen können unseren Stresspegel erhöhen und dazu führen, dass wir in den Kampf/Flucht-Modus übergehen.

Neue Wege finden

Wenn wir also Menschen dabei unterstützen möchten, sich gesünder zu ernähren oder sogar Gewicht zu verlieren, reicht es nicht aus, einfach eine Diät oder Ernährungsumstellung vorzuschlagen. In vielen Fällen kann dies nämlich sogar zu zusätzlichem Stress führen, da die Menschen auf gewohnte Essgewohnheiten verzichten müssen. Natürlich gibt es Belastungen, die sich nicht von heute auf Morgen in Luft auflösen. Mein Fokus bei meinen Klientinnen ist, ihnen dabei zu helfen, ihre Stressoren erstmal zu identifizieren und wo möglich zu reduzieren, gleichzeitig aber die Kapazität ihres Nervensystems zu erhöhen und Techniken zur Selbstregulation zu vermitteln.

Sobald das Nervensystem besser reguliert ist, werden wir automatisch intuitiver in Bezug auf unsere Ernährung und entwickeln ein besseres Gespür dafür, was der Körper und die Seele wirklich braucht. Wir können auf sanfte und natürliche Weise unsere Essgewohnheiten anpassen.
Dieser Ansatz ist ein wichtiger Bestandteil des ganzheitlichen Ernährungs-Coachings nach «Seelig-Satt-Mentoring». Es hat schon vielen Menschen geholfen, ihre Ernährungsprobleme zu lösen. Es ist eine Reise zur Stressbewältigung und letztendlich zu einer intuitiven und ausgewogenen Ernährung. Indem wir den Stress reduzieren und das Nervensystem in Balance bringen, können wir gesündere Entscheidungen beim Essen treffen und ein harmonischeres Verhältnis zu unserer Ernährung entwickeln.