Wie «Annahme» wirklich funktioniert


 die wahre Kunst des Annehmens… 

oder «Annehmen» mal ganz anders.

 Oft höre ich in Coachings oder auch Behandlungen, den Satz «ich muss es halt jetzt einfach annehmen…». Man beklagt beispielsweise die Trennung, die Krankheit, die Situation am Arbeitsplatz etc. und dann kommt dann eben der Satz hinterher, «… man kann es ja nicht ändern, ich sollte es endlich annehmen.» Ja, besonders in aufgeklärten und auch spirituellen Kreisen werden/wurden wir geschult zu lernen «anzunehmen».  

Dahinter steckt ein guter Gedanke, aber….

Der Hintergrund macht Sinn, wir sollen nicht jammernd und klagend durch die Welt gehen und uns als Opfer sehen, aber leider hat «Annehmen» vom Kopf her oft einen Preis, sofern es denn überhaupt gelingt. Denn Hand aufs Herz, wie oft wiederholen wir diesen Satz «ich muss es jetzt halt annehmen»? Ja, oft! Warum? Weil es eben so nicht wirklich funktioniert..

Ein Beispiel aus der Praxis

Letzte Woche behandelte ich einen jungen Mann mit immer wiederkehrenden Bauchbeschwerden. Ich weiss, dass er im letzten Jahr viel Stress  in verschiedenen Bereichen seines Lebens hatte. Während der Behandlung erzählte er von jener Sache, die ihn noch heute immer wieder beschäftigt. Und auch er sagte mehrere Male, er müsse es halt endlich loslassen und annehmen.

Wenn Gedanken Karussell fahren, ist der Körper der bessere Ratgeber

Ich bat ihn, auf Körperempfindungen zu achten und diese möglichst nicht zu verändern, nur wahrzunehmen. Er beschrieb wie es sich im Hals eng anfühlte, der Atem flach war, ein nagendes Gefühl in der Magengrube und schliesslich einen stechenden Schmerz unter dem Zwerchfell. Er beobachtete nur und erzählte und ich hörte zu und weil sich der Schmerz unter dem Zwerchfell immer wieder meldete, gingen wir damit «ins Gespräch». Es stellte sich heraus, dass dort ein Teil von ihm überhaupt nicht bereit war, die Situation anzunehmen. Dieser Teil war im Gegenteil wütend, aber auch ängstlich, hilflos und er war ausserdem gekränkt darüber, dass jedes Mal, wenn Wut aufsteigen wollte, eine Stimme aus dem Kopf ihn zum schweigen brachte mit den Worten «wir müssen es jetzt einfach annehmen». Oft fühlen sich solche Anteile seit unserer Kindheit unbeachtet, zurückgestossen, «schön geredet» und es ist nicht zu spät, sie endlich anzusehen und anzunehmen… 

Endlich annehmen!

Nun, wir haben dann genau das gemacht, aber doch ein wenig anders. Wir haben diesen Teil angenommen, der wütend, ängstlich, hilflos und verletzt in Form von Bauchbeschwerden versucht hat, sich Gehör zu schaffen, aber immer wieder weggedrängt wurde. Er bekam Raum und Anerkennung und der Druck im Bauch wurde leichter. Wir haben «annehmen» geübt, aber nicht nur im Kopf, sondern unter Einbezug des Körpers, denn dort finden die tiefen Veränderungen statt. Ob damit das Thema nun schon erledigt ist? Vermutlich nicht ganz, aber für meinen Klienten fühlte sich diese neue Herangehensweise zum Thema «annehmen» sehr befreiend an und jedenfalls für den Moment hatte sich das ursprüngliche «Stressthema» in Luft aufgelöst.

Warum ich dies erzähle?

 Ich finde es schön, wenn wir ins «Annehmen» kommen können. Ob es wirklich und ganz stimmig ist, finden wir nur über unsere Körperempfindung heraus. Wenn hier noch ein Teil Probleme damit hat, sollten wir es ….  ja genau, erst mal so annehmen und zwar unsere Körperempfindung und nicht die Situation im Aussen.

Und zum Schluss noch eine Geschichte

In der Nacht vor seiner Erleuchtung kämpft der Buddha einen entscheidenden Kampf mit dem Dämonengott Mara. Dieser greift den damaligen Bodhisattva Siddhartha Gautama mit allen Mitteln an – Lust, Gier, Ärger, Zweifel und mehr. Trotz des Überfalls bleibt der Buddha unerschütterlich und Mara verlässt am Morgen der Erleuchtung frustriert das Feld.Doch die Geschichte nimmt eine interessante Wendung. Selbst nachdem der Buddha in ganz Indien tief verehrt wird, taucht Mara weiterhin unerwartet auf. Der treue Begleiter des Buddha, Ananda, berichtet bestürzt, dass der «Böse» wieder zurückgekehrt ist.Statt Mara zu ignorieren oder zu vertreiben, erkennt der Buddha ruhig dessen Anwesenheit an und sagt gelassen: «Ich sehe dich, Mara.» Was dann geschieht, ist bemerkenswert – der Buddha lädt Mara zum Tee ein und behandelt ihn wie einen geehrten Gast. In dieser Geste der Akzeptanz und Freundlichkeit bleibt der Buddha während Maras Aufenthalt frei und ungestört.

Fazit: Lasst uns also unsere Anteile, die uns vermeintlich Probleme schaffen, zum Tee einladen, auf ein entspanntes Miteinander…